Okay, ich gebe zu: Der Titel dieses Blog-Artikels ist ein wenig übertrieben. Und doch werde ich immer wieder gefragt: "Wie? Du bearbeitest deine Fotos?!" Wenn ich dann antworte,
dass ich das tue, gibt es zwei unterschiedliche Reaktionen: Ein offener Mund und symbolisch ratternde Zahnräder, die gerade versuchen ein Ursprungsbild herzustellen und dieses mit
Instagram-Filtern zu verbinden, oder ein anerkennendes Nicken.
Zeit also, Klartext zu reden. Ja, alle meine Bilder sind bearbeitet, aber nicht manipuliert - deshalb sage ich auch gerne Bildoptimierung statt Bearbeitung.
Lightroom als Werkzeug. Anhand meines aktuellen Lieblingsfotos aus dem Berchtesgadener Land (Hintersee bei Ramsau) möchte ich euch heute erklären, warum ich meine Fotos bearbeite, weshalb das auch sinnvoll so ist und wie mein Workflow aussieht.
Ich habe es schon angedeutet. Jedes meiner Fotos, das ihr auf diesem Blog seht, lief bei mir durch das Fotobearbeitungsprogramm Lightroom 6. Um die "kleine" Ethikfrage nach dem richtigen Programm direkt im Keim zu ersticken: Ich nutze Lightroom 6, die Kaufversion, weil ich Abo-Modelle, wie Adobe sie anbietet, abgrundtief hasse. Bisher komme ich gut damit klar, je nach dem wie Lightroom als nicht CC-Version weiter geupdatet wird (oder eben nicht), muss ich schauen, wie ich weiter bearbeiten kann. Programme wie der DNG-Konverter dürften aber auch dieses Problem lösen. Dass ich mit Lightroom sehr zufrieden bin, werdet ihr auch weiter unten, wenn es um meinen Workflow geht, erfahren.
Ich bearbeite meine Fotos, um das Optimale aus den Bildern herauszuholen. Jede Kamera kann in einem vorgefertigten JPEG-Format die Bilder abspeichern, oder im sogenannten RAW-Format. Dieses enthält viel mehr Bildinformationen, da sie durch das Kamerainterne Programm noch nicht bearbeitet und konvertiert wurden. Ich habe Zugriff für meine eigene Optimierung im Nachhinein - und kann alle Informationen dafür nutzen. Das ist auch wichtig so, da das menschliche Auge, vor allem aber die Kamera gerade Farben, aber auch andere Details nicht so wiedergeben kann, wie sie in der Natur existieren. Das ist auch der Grund der Nachbearbeitung. Ich gebe ein einfaches simples Beispiel, das auch oben im Titelbild zu erkennen ist: Während ich am Hintersee fotografiert habe, habe ich einen Verlaufsfilter genutzt. Die Kamera selbst kann nämlich nicht richtig belichten, wenn der Himmel hell und der Vordergrund dunkel ist. Dann ist das Bild entweder ausgebrannt im oberen Drittel, oder im unteren Teil abgesoffen. Der Verlaufsfilter hilft, korrekt belichten zu können. Und trotzdem kann auch mit ihm nicht die exakte Farbe aus dem Himmel abgebildet werden, weil die Kamera immer noch hinterher hinkt, wenn man so möchte. Allerdings sind jetzt alle Bildinformationen im RAW-Bild abgespeichert, so dass ich sie hinterher so herholen kann, wie sie tatsächlich existiert haben.
Die Ethikfrage der Fotografie. Soll oder darf man Fotos nachbearbeiten? Diese Frage muss wohl jeder selbst für sich beantworten. Ich habe eine klare Meinung dazu:
Foto-Optimierung ja, Foto-Manipulation nein. Denn gephotoshoppte Fotos haben für mich nichts mehr mit Fotografie zu tun. Zusammengesetzte Bild-Cpmposings sind keine Fotos, sondern Bilder, von mir
aus auch "Kunstwerke" - in irgendeiner Form. Dazu kann man aber auch eine ganz andere Position einnehmen - es ist nur eine subjektive Meinung ;-)
Fotos nachzubearbeiten, die im RAW-Format geschossen wurden, macht für mich dagegen durchaus Sinn aus oben genannten Gründen. Sie sind dafür gemacht, entwickelt zu werden: Ähnlich wie in früheren
analogen Zeiten Fotos in der Dunkelkammer entwickelt werden mussten. Aus diesem Grund nutze ich auch nur Lightroom: Das Programm ist für mich ein Fotooptimierungs- und -sortierungsprogramm, das
Bildinhalte, wenn man es korrekt benutzt, nicht verfälscht.
Selbstverständlich muss nicht jedes Bild bearbeitet werden. JPEG-Fotos schon gar nicht. Und doch macht es für mich Sinn, Bilder, die ich so fotografiere, damit ich sie im Nachhinein entwickeln kann, auch entwickle.
Mein Bearbeitungs-Workflow. Für alle, die genauer wissen möchten, wie ich Lightroom 6 nutze, eine kleine Zusammenfassung:
Ihr seht: Lightroom ist kein Hexenwerk und man kann es sich sehr schnell sehr leicht mit ein wenig Übung selbst beibringen. Ich persönlich bin mit der Kaufversion Lightroom 6 sehr zufrieden und habe bisher noch nie Photoshop-Funktionen brauchen können. Für ein paar Bildexperimente, die nichts mehr mit Fotografie zu tun haben, nutze ich die Kaufversion der abgespeckten Photoshop-Version Photoshop Elements 15. Ebenfalls empfehlenswert ist die mittlerweile kostenlose NIK Collection (einfach mal googeln). Das ist eine Ansammlung verschiedenster kostenloser Filter in einem kostenlosen Programm, mit denen Bildwirkung und Intensität ähnlich wie mit Lightroom bearbeitet werden kann. Nur über bereits existierende Filter, die man über Bider legt, und nicht mittels Regler. Ich bin aber aktuell auch noch daran, mich näher in NIK einzuarbeiten. Auf Wunsch gibt es dazu mal einen extra Erfahrungsbericht ;-)
Lasst mich gerne wissen, was ihr von Bildbearbeitung, Bildoptimierung und Bildmanipulation haltet! Es ist sicherlich ein interessantes Thema, das zum Diskutieren geschaffen wurde ;-)